Musiker im Klaviersalon bonnpiano
Anton Steck (Barockvioline)
Den Begriff „Virtuosentum“ verbinden viele bis heute mit dem 19. Jahrhundert und dem Namen Niccolò Paganini. Ein Violinvirtuose des 21. Jahrhunderts macht uns mit der hochvirtuosen, teilweise noch gänzlich unentdeckten Violinliteratur des 18. Jahrhunderts vertraut und räumt mit den gängigen Vorurteilen des Virtuosenbegriffs auf: Anton Steck lässt keinen Zweifel daran, dass Virtuosität bei aller erforderlichen technischen Perfektion nicht in erster Linie eine Frage des „Schneller, Höher, Weiter“, sondern der musikalischen Gestaltung ist.
„Mir geht es darum, nicht kalte Virtuosität zu präsentieren. Virtuosität muss immer aus der Komposition herausfließen. Wichtig ist mir, dass mein Ansatz die klangliche und emotionale Nähe zum Komponisten und seinem Werk offenbart, die nur durch die Verwendung des originalen Instrumentariums möglich ist.“ Mit seiner Jakobus Stainer aus dem Jahr 1658 und seiner Alessandro Gagliano von 1701 bleibt Anton Steck dem eigenen Anspruch treu und verbindet höchste technische Meisterschaft und musikalischen Ausdruck, umfassendes historisches Wissen und modernes Virtuosentum.
Anton Steck wurde bei Freudenstadt im Schwarzwald geboren. Zunächst studierte er moderne Violine bei Jörg-Wolfgang Jahn in Karlsruhe, anschließend widmete er sich dem Studium der Barockvioline bei Reinhard Goebel am Sweelinck-Konservatorium in Amsterdam und setzte sich intensiv mit Spieltechniken und Aufführungsweisen der Musik vor 1840 auseinander. Jahrelang wirkte Anton Steck als Konzertmeister bei einigen der renommiertesten Alte-Musik-Ensembles, unter anderem bei Les Musiciens du Louvre unter Marc Minkowski, bei Concerto Köln und bei Musica Antiqua Köln.
1996 gründete Anton Steck das Schuppanzigh Quartett, dessen Primarius er ist. Mit einer regen Konzert- und Aufnahmetätigkeit hat sich die Formation einen hervorragenden internationalen Ruf und zahlreiche Schallplattenpreise erworben. Als Duo-Partner arbeitet Anton Steck regelmäßig mit den Cembalisten Marieke Spaans und Christian Rieger zusammen. Seine Einspielungen der Sonaten von Johann Georg Pisendel und Franz Benda wurden mit zahlreichen internationalen Schallplattenpreisen, unter anderem mit dem Diapason d’or, ausgezeichnet.
Als Solist war Anton Steck in den letzten Jahren mit verschiedenen namhaften Orchestern unter anderem im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie, in der Londoner Wigmore-Hall und im Frick-Museum in New York zu hören. Seine Aufnahme von Vivaldis hochvirtuosen Violinkonzerten Concerti di Sfida mit dem italienischen Ensemble Modo Antiquo im Rahmen der Vivaldi-Edition des französischen Labels Naive sorgte mit drei Weltersteinspielungen für Furore.
Ein viel beachtetes Debüt als Dirigent gab Anton Steck 1997 mit dem Händelfestspielorchester Halle. Unter seiner Leitung fanden mit verschiedenen Orchestern Konzerte mit Künstlern wie Andreas Staier, Carlos Mena und Waltraud Meier statt. 2004 erregte Anton Stecks Operndebüt großes Aufsehen bei den Ludwigsburger Festspielen, wo er die verschollen geglaubte Oper L’isola disabitata von Niccolò Jommelli vom Staub der Archive befreite.
Seit 2000 ist Anton Steck Professor für Barockvioline und Leiter des Barockorchesters der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen, hier lässt er einer neuen Generation von Barockmusikern eine umfassende Ausbildung angedeihen.